Ameisenhaufen zerstört und an anderer Stelle abgelagert
Vielleicht haben sie noch eine chance
Dörnberg. Seit über fünf Jahren gibt es in Dörnberg am Weg „Vor dem Berge“ ein Ameisennest. Ein richtig großes. Das weiß Ingrid Baronelli, die hier oft mit ihrem betagten Vater spazieren geht. Und der freut sich über die emsigen kleinen Waldbewohner, die im Haufen ihr quirliges Leben führten. Damit ist jetzt aber offenbar Schluss. Denn Ingrid Baronelli machte eine traurige Entdeckung. „Irgend jemand muss den Hügel mit einer Schippe oder anderem Gerät abgetragen haben und ihn ein paar Meter weiter einfach ins Gebüsch geworfen haben“, sagte Baronelli.
Dort, in dem entsorgten Ameisenhaufen, scheint es auch kein Leben mehr zu geben. Zu weit ist alles auseinander gezogen. „Wer macht so was?“, fragte sich Baronelli. Sie weiß, dass die Waldameisen geschützt sind.
Sämtliche Hügel bauenden Waldameisen stehen seit über 200 Jahren unter Naturschutz. Trotzdem gehen die Waldameisenbestände auch in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zurück. Schuld daran sind: Baumaßnahmen aller Art, die den Lebensraum und die Nester zerstören, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (Insektiziden), Staubkalkung im Wald während der Vegetationszeit, unachtsamer Holzeinschlag sowie Holzrücken, mutwillige Zerstörung durch den Menschen, Zerstörungen durch Tiere (zum Beispiel Wildschweine). Die natürlichen Fressfeinde der Waldameisen, wie zum Beispiel Spechte und Raufußhühner, bedeuten für einen gesunden Ameisenbestand keine Gefahr.
Der Bauhof der Gemeinde Habichtswald ist nach Entdeckung des noch intakten Hügels behutsam bei der Mahd der Grünflächen vorgegangen. Klaus-Berndt Nickel, Landesvorsitzender der Deutschen Ameisenschutzwarte, schlägt vor, den abgetragenen Haufen zu beobachten und gegebenenfalls mit einem Pflock kenntlich zu machen. „Kann sein, dass sie sich erholen. Durch die Kälte sind die Ameisen spät dran“, so Nickel. Denn der Hauptbau sei unter der Erde. Der Hügel sei dazu da, um das Klima zu regulieren. Die Zerstörung des Hügels sei auf jeden Fall eine Ordnungswidrigkeit. (mw)