Thomas Raue verlässt zum 31.01.2021 das Rathaus der Gemeinde.
Liebe Habichtswalder,
normalerweise wären Sie ganz herzlich eingeladen gewesen zu der Sitzung der Gemeindevertretung am 22. Januar 2021. Normalerweise wären wir an diesem Tag anlässlich meiner Verabschiedung und der Amtseinführung meines Nachfolgers, Herrn Dr. Faßhauer, zusammengekommen. Normalerweise hätten wir in geselliger Runde das eine oder andere Wort gewechselt und auch das eine oder andere Getränk zu uns genommen.
Normalerweise. - Doch leider ist in Zeiten wie diesen nichts normal.
Der Corona-Virus hat uns auch zu Beginn des neuen Jahres voll im Griff und es wird auch noch ein langer und harter Weg werden, um wieder annähernd von Normalität reden zu können. Von dem her finden die Verabschiedung und die Amtseinführung am 22. Januar 2021 zwar statt, jedoch nur im ganz kleinen Rahmen. Das ist schade und stimmt mich auch ein wenig traurig, denn einen solchen Moment mit Menschen zu begehen, die mich in meinen 12 Jahren als Bürgermeister der Gemeinde Habichtswald begleitet haben, wäre mir schon wichtig gewesen. Doch leider geht es nicht und ich bitte hierfür um Ihr Verständnis.
Und doch ist dies kein Grund, Trübsal zu blasen, denn man muss in Zeiten wie diesen eine solche Veranstaltung auch richtig einordnen:
In einer Zeit, in der trotz Lockdown und aller Vorsicht immer noch viel zu viele Menschen an dem Virus erkranken und leider auch sterben, in der gerade ältere Menschen in Pflegeheimen ohne regelmäßigen Kontakt mit ihren Angehörigen leben müssen, in der Ärzte und Pflegepersonal in den Krankenhäusern enormes leisten und um das Leben vieler erkrankter Menschen kämpfen, in der Unternehmer um ihre Existenzen und Arbeitnehmer um ihre Arbeitsplätze bangen: In dieser Zeit kann, sollte und muss man auch auf eine Feierlichkeit verzichten können. Alles andere wäre unvernünftig und unangemessen.
Wie sagen wir so schön in Nordhessen: „S’is wie’s is.“
Und weil eine persönliche Verabschiedung nicht möglich ist, möchte ich mich auf diesem Wege mit einigen persönlichen Worten an Sie wenden.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger
Ich gebe gerne zu, dass es schon ein eigenartiges Gefühl ist, nach nunmehr 12 Jahren als Ihr Bürgermeister Abschied von Habichtswald zu nehmen. Ich war mit Leib und Seele, stets zu 100 Prozent, Ihr Bürgermeister. Dennoch musste ich eine Entscheidung für Habichtswald und mich treffen, ob weitere 6 Jahre mit dem Anspruch, den ich mir persönlich für das Amt setze, leistbar ist. Die Entscheidung ist mir wahrlich nicht leichtgefallen, aber ich bereue sie auch nicht.
Viele Gedanken haben mich in den letzten Wochen beschäftigt, schließlich geht ein für mich sehr wichtiger Lebensabschnitt zu Ende. Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich am Ende meiner 12-jährigen Amtszeit ein Resümee ziehen und aufzählen sollte, was wir alles in dieser Zeit gemeinsam geschafft haben. Ich habe mich ferner gefragt, ob es mir wichtig ist, mit verschiedenen Projekten, Maßnahmen und Entscheidungen „Fußspuren“ zu hinterlassen.
Letztlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich keine Bilanz ziehen werde. Ich werde nicht aufzeigen, was ich geleistet habe, was gut gelaufen ist, was alles erfolgreich war und was ich vielleicht hätte hier und da besser machen können. Daher auch nur ein Satz: Vieles haben wir gemeinsam erreicht und darauf dürfen wir auch gemeinsam stolz sein. Ich darf sagen, dass es mir immer eine Ehre und Freude zugleich war, einen Beitrag zur Entwicklung der Gemeinde Habichtswald zu leisten. Alle weiteren Bewertungen meiner Amtszeit überlasse ich gern den Geschichtsschreibern und all denen, die sich dazu berufen fühlen.
Anders hingegen sieht es mit den Spuren aus:
Hier würde ich mich sehr freuen, wenn ich Spuren hinterlassen werde. Aber nicht die vermeintlich sichtbaren im Außen. Vielmehr hoffe ich, Spuren in dem einen oder anderen Herzen von Ihnen, lieben Bürgerinnen und Bürger von Habichtswald, zu hinterlassen. Spuren, bei denen Sie mich als den Menschen Thomas Raue in guter Erinnerung behalten. Dies wäre nämlich ein Ausdruck für mein Bemühen, bei all der Verantwortung, bei der Bewältigung des Alltagsgeschäftes und auch bei der Weiterentwicklung der Gemeinde immer zum Wohle der Menschen agiert zu haben. Dies lag mir auch stets am Herzen. Hierbei bin ich mir sehr bewusst, dass ich nicht immer auf Einzelinteressen Rücksicht nehmen konnte und mir in meinem Handeln nicht nur Freunde gemacht habe. Aber: es ist die Aufgabe eines Bürgermeisters, das große Ganze, das Gemeinwohl der Gemeinde im Blick zu haben und zu verfolgen. Dies habe ich mit viel Leidenschaft und Herzblut gemacht. Wie schon Martin Lutter sagte: „Wenn der Bürgermeister seine Pflicht tut, werden kaum vier da sein, die ihn mögen.“
Doch nun gilt es Abschied zu nehmen.
Abschied von den mir liebgewonnen Aufgaben und Gewohnheiten, von der großen Verantwortung, von den vielen Terminen und von den vielen Begegnungen. Aber auch Abschied von Menschen, mit denen ich freundschaftlich verbunden war und die mir immer mit Rat und Tat zur Seite standen. Besonders schwer fällt mir der Abschied von meinem Team. Ich habe unglaublich gern und vertrauensvoll mit meinem Team zusammengearbeitet und werde es ganz sicher vermissen.
Ich möchte mit diesen Zeilen auch Danke sagen. Danke
- allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meines Verwaltungsteams für die tolle, loyale und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
- der Kollegin und den Kollegen des Bauhofes für Ihr Engagement rund um das Erscheinungsbild der Gemeinde.
- den Erzieherinnen und dem Erzieher in der gemeindlichen und der kirchlichen Kindertagesstätte für die tolle und nicht immer leichte pädagogische Arbeit und die Bereitschaft, sich allen Herausforderungen mit viel Freude zu stellen.
- den Mitgliedern des Gemeindevorstandes und der Gemeindevertretung für die lebhaften Diskussionen und das Mittragen der politischen Verantwortung.
- den Feuerwehrkameradinnen und Kameraden für Ihren unerschütterlichen Einsatz und ihr Pflichtbewusstsein für die Gemeinschaft.
- den Aktiven in den Vereinen, Verbänden, Parteien und Wählergruppen für ihre beeindruckende ehrenamtliche Arbeit.
- der Pfarrerin und dem Pfarrer unserer Kirchen in Dörnberg und Ehlen.
- und nicht zuletzt den Bürgerinnen und Bürgern unserer Gemeinde, die mich herzlich aufgenommen und mir Ihr Vertrauen geschenkt haben,
Ich möchte mich bei allen Menschen, denen ich in den letzten 12 Jahren begegnen durfte, ganz herzlich für ihre Wertschätzung und für das freundschaftliche und vertrauensvolle Miteinander bedanken. Viele Momente und Begegnungen werden mir dauerhaft in Erinnerung bleiben.
Ihnen allen wünsche ich persönliches Wohlergehen, beste Gesundheit und immerwährende Zuversicht sowie Glück und Erfolg.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
am Ende bleibt mir nur noch, meinem Nachfolger, Herrn Dr. Daniel Faßhauer, für seine Amtsführung alles erdenklich Gute zu wünschen. Möge er stets ein glückliches Händchen bei Führung des Teams, ein feines Gespür für die politischen Entscheidungen, ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sowie ein großes Herz für die Gemeinde Habichtswald haben.
Bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich auf.
Herzlich grüßt Sie ein letztes Mal mit einem kräftigen
Glück Auf
Ihr
Thomas Raue
Bürgermeister